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Flachzange V 2.1
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Was für ein Threadname. Synonym für den Niedergang eines einst so verheißungsvoll gestarteten neuen Mediums, ausgezogen um dem allesbeherrschenden Radio die selbstgerecht gesalbte Stirn zu bieten und dem Buche als Zeitvertreib den Garaus zu machen. Zunächst in Schwarz-Weiß, um den wenigen Farbfilmen seiner Entstehungsepoche zur bleichen Entfaltung in der heimischen Wohnstube zu verhelfen, röhrengewappnet und mit zunächst nur einem Kanale versehen, was die vorzeitige Erfindung der Fernbedienung für einen mittelfristig überschaubaren Zeitraum als Nutzwerkzeug des bewegungsfaul dahindarbenden Couchpotatos überflüssig machte. So gewann es nach und nach Einfluß und Einzug ins traute Heim des noch zu gewinnenden Fernsehvolkes, musste sich mit dem mächtigen Rundfunk noch Spiegelfechtereien liefern, musste dem geneigten Neuzuseher erst einmal in beschaulicher Weise ins Hirne tröpfeln, daß bewegte Bilder eben geiler sind als schnödes Rauschen im Äther und panikerzeugende Hörspiele von Orson Welles... einem Fußballer zuzusehen, wie er vermittels eines Fußtritts seines Gegners des Balles verlustig geht und mähdreschergleich über die Grasnarbe schreddert ist eben erbaulicher als ein simples "Pfffrtz" im Radio zu hören, was den Aufschlag auf der Rasenfläche in Form eines Rechteckes mit weißer Umrandung dokumentiert.

Ja ja, das Fernsehen damals. Noch in den Kinderschuhen steckend, mußten rote und gelbe Karten beim Fußball noch farblich durch den Reporter angesagt werden. Programme gab es noch nicht zuhauf, Schalter am Gerät bedienten hell und dunkel, laut und leise, scharf und "Hilfe, ich muß zum Optiker!", ein und aus... und hätte es nicht Gottes Zorn in Form des Zweiten Deutschen Fernsehens gegeben, wäre uns der nächste Schalter - die Programmwahl - wohl erspart geblieben. Aber - die apokalyptischen Reiter wollten es so - überkamen uns mit dem immer schneller werdenden Fortschritt auch weitere Programme. ARD, ZDF, einige Dritte, die man aber nur dann empfangen konnte, wenn man die Oma aufgrund ihres geringen Bewegungsradius in den Vorgarten pflanzte, die Hausantenne an ihren Haardutt anflanschte und sie dann ab und zu düngte und goss (die Oma, NICHT die Antenne), hielten Einzug in die Flimmerkiste. Nun erklang der Ruf nach Bequemlichkeit. Und es kam die Zeit der Innovationen. Fernbedienungen wurden erfunden, toastergroß fanden sie Platz auf den heimischen Gestaden des Wohnzimmertisches. Bald genügte dem gierigen Bewegtbildkonsumenten ein kontrastreiches Bild in allen Grauschattierungen nicht mehr. Farbe mußte her, um die Horrorszenarien der Heile Welt-Filmchen der damaligen Zeit in ihrer ungetrübten Abscheulichkeit auf die schutzlose Menschheit loszulassen. Die alten Schwarz-Weißgeräte wurden überflüssig, wurden ausgeschlachtet und fanden zuweilen einen neuen Platz im Hause als Aquarium für Kuno, den Killerkarpfen oder ähnliche maritime Ausgeburten der Hölle ("Flipper ist uuuuuuhunser be-hester Freund...").

Wider allen Erwartens verharrten das Radio und sogar das Buch in ihren angestammten Nischen und fristeten ihr Dasein, da sich manche der Bevölkerung nicht bekehren liessen zum neuen Heiland Fernsehen, in ihren anachronistisch zu nennenden Ambivalenzen zum Medium TV. Noch gab es Hoffnung: man versuchte sich daran, den Konsumenten per kurzweiliger Filmchen Bildung zu vermitteln. Telekolleg nannte sich das Zauberwort in den dritten Programmen. ARD und ZDF erweiterten ihr Spektrum mit Wissenschaftssendungen, Tierdokumentationen und Sendungen über Physik und Chemie. Unfaßbar heute... ja, es gab tatsächlich eine Zeit im deutschen TV, da nahmen die Sender ihren Bildungsauftrag ernst. Doch dann kam die große Katharsis. Die apokalyptischen Reiter schlugen erneut zu, und überhäuften uns mit noch mehr technischem Firlefanz und noch viel mehr Kanälen... die Programmvielfalt zu erweitern, hatten sie sich auf ihre Banner geschrieben, Gutes wollten sie tun für den darbenden Zuseher und die althergebrachten Traditionssender entstauben. Zuerst kamen der Stereoton und der Teletext, dann die Videorecorder. Noch ein Stromfresser im heimischen Wohnzimmer, noch ne Fernbedienung auf dem Tisch, noch dickere TV-Zeitschriften und noch eine weitere Möglichkeit, sich das Hirn wegzulöten... Recorder an, mitschneiden und schon kann man sich denselben Mist nochmal unter die Fontanelle zimmern. Wer sollte, konnte und wollte da noch den Überblick bewahren? Der Wahnsinn brach sich Bahn, das Privatfernsehen wurde erfunden, die Rache des Teufels an uns dafür dass wir es wagten, das Fegefeuer der Hölle einzutauschen mit dem Dahinbruzzeln im Schein der Mattscheibe, dieses Furunkels der Gesellschaft, daß eiterpickelgleich seine Geschwüre und Geschwulste verbreitet und seine krakenhaften Fangarme entfaltet, um auch noch dem letzten unabhängigen Menschen die GEZ aus der Tasche zu ziehen.

Werfen wir doch einfach mal einen fokussierenden Blick auf das Früher und Jetzt im Moloch Fernsehen, ziehen wir Vergleiche und lassen die Bilder im eigenen Kopfkino entstehen, versuchen wir zu verstehen, was mit uns passiert ist und ob es nicht so etwas wie eine umgekehrte Evolution ist, durch die wir uns gerade bewegen.

Werbung früher

Ja, die Clementine erzählte uns dereinst, wie weissßer Tchibomann erklärte den durstigen Kehlen per Vorführen einer neuen Bohne aus dem hintersten Winkel in Kolumbien, warum gerade diese Kaffeeschote am besten dazu geeignet ist, die heimische Brühapparatur mit Wasser zu überschwemmen, einen Filter einzusetzen und das zermalmte Gewächs dort drinnen einzulagern, damit es mit heißer Flüssigkeit Bekanntschaft mache und sich anschließend als braun-anrüchige Kloake in Tassen ausdünne, um unschuldige Lippen und Zungen zu verbrühen und das Gaumensegel wegzuätzen. Wer dem stets schwarz gekleideten alten Herrn nun aber nicht weiter über den Weg traute, konnte sich auch wahlweise der Frau Sommer ausliefern, die ebenfalls in der kunterbunten Werbewelt der Siebziger ihr Unwesen trieb und für eine Konkurrenzfirma den täglichen Magentod propagierte. Der HB-Mann flog allabendlich ein und brandschatzte sich durch die Mattscheibe, indem er zerdrückte und getrocknete Blätter dubioser Herkunft, eingerollt in gebleichtes Papier in Röhrenform gnadenlos in Brand setzte, um sich hernach mit Teer und Nikotin Kehle, Lungen und Atemwege zuzubetonieren und Meeresschalentiere im eigenen Körper zu züchten. Zwischendurch lockerte eine Horde bunt bekappter Gnome das Buhlmassaker um die sauer verdiente Kohle des Zusehers auf, die sich Mainzelmännchen schimpften. Bunt war sie, die Werbewelt. Aber auch heiter und fröhlich, heil und sacht.

Werbung heute

Bieeeep. Brüll. Fiep. Tak-Tak-Tak-Tak. Klingeltonparade. Neues Handy. Neues Sparabo. Neuer und verbesserter Sonderrabatt im Mondscheintarif mit Wegwerfschutz und Überrollkäfig. Banken buhlen. Hehler heucheln. Webservice hier, Webservice da. Such den billigsten Flug bei uns, no strings attached. Du bist unser Held in dieser bunten, lauten, schnellen Welt. Schnell, lauf mit, keiner wartet auf dich. Mobil sein. Autokauf im Netz, Hotels im Netz. Waaaaahnsinn- und die Bilder dreschen auf deine ungeschützte Schläfe ein, bis deine Rübe explodiert. Macht nix, laß dich verbinden von und mit Doktor Müller, die Sexhotline, die es dir über Nacht ermöglicht, ihn wieder zum Stehen zu bringen... den Schweiß auf deiner Stirn.

Show früher

Rosenthal fands spitze und sprang doppelt so hoch wie er selbst groß war in "Dalli Dalli". Kuhlenkampff flirtete mit der weiblichen Kandidatenwelt in seiner Show "Einer wird gewinnen", soviel der Charmebolzen ausbrüten konnte. Fuchsberger sagte "Auf los gehts los" und dachte sich dabei "Meistens gehts nach hinten los...", Carrell kauderwelschte sich über sein "laufendes Band", Thölke fragte seinen Kandidaten in "Der große Preis" Wissen ab... ja, WISSEN!!! Heutzutage unvorstellbar, dass man sich das, was man gewinnen kann und will, tatsächlich ERARBEITEN muss... alles ein bisschen bieder, muffig und aus heutiger Sicht in die Jahre gekommen, aber liebenswert und mit Liebe zum Detail ausstaffiert... Gäste, die man sich einlud, hatten Format und zumeist auch etwas zu sagen. Und auch "Skandale" gab es... man denke an den Auftritt einer Kandidatin in der Show "Wünsch dir was", moderiert von Diethmar Schönherr und Vivi Bach, die es tatsächlich wagte, eine transparente Bluse und keinen BH drunter zu tragen... Titten im TV, damals ein Unding - heute nur noch nen Gähner wert.

Show heute

"Wetten daß", letzter Dinosaurier aus einem Zeitalter, als Shows noch Klasse hatten - heutzutage verkommen zu einem völlig verlanzten Vehikel, dass sich siechhaft dahinschleppt und schon von einigen Nahtoderfahrungen berichten kann, bis es in Bälde mit dem letzten Seufzer des Ablebens eingehen kann in Walhalla. "Wer wird Millionär", einzige "Show", die noch einen Hauch von Wissen voraussetzt, ebenso vorausgesetzt, man kann sich mit dem Hauch vom Jauch anfreunden. "DSDS", "Supertalent", "Ich bin ein Stern, schiesst mich in die Hölle (oder dahin, wo der Pfeffer wächst)"... Auswüchse der kranken Fantastereien einiger Hirnamöben bei einem weRTLosen Sender, die es sich allesamt auf die Fahnen geschrieben haben, Kultur in Rente zu schicken, die Zuschauer gleichzuschalten und subfontanell mit schleimigem Madenglibber aufzufüllen - mit gerade noch soviel unabhängig arbeitenden körpereigenen grobmotorischen Fertigkeiten, um ihr Handy zu ergreifen und abzustimmen für den nächsten Kandidaten, der bei DSDS gewinnt und sich damit sogleich einreiht in die Linie jener Loser, die glaubten in dieser Show reich, berühmt oder ein Star zu werden, aber in Wahrheit nur dem radioaktiven Zerfall anheimgestellt werden nach Ablauf jener immer kürzer werdenden Frist, die bleibt, um als One Hit Wonder (wenn überhaupt) im Mahlstrom des Wahnsinns zerfleischt zu werden. Einzig einen Lichtblick gibt es... "Schlag den Raab". Ja, hier muß der Kandidat noch arbeiten, sich den Gewinn verdienen und kann nebenbei auch noch den Moderator zur Schnecke machen. Innovativ und durchaus kurzweilig... eine kleine Perle zwischen all den Säuen...

Musik früher

Musikladen. Hitparade. Disco. Klassische Konzerte. Blauer Bock. Ja, es gab sie durchaus, die halbwegs gehaltvollen und ideenreich ausstaffierten Unterhaltungssendungen für den selektierten Musikgeschmack. Und die Stars von damals kamen auch... überhaupt die Musik und ihre Stars selbst... sie wuchsen noch, wurden von ihren Plattenfirmen aufgebaut, wenn ein Album mal nicht lief, wurde auch nicht gleich geschaßt, sondern das nächste Album eben wieder besser produziert. Musik wurde noch weitestgehend komponiert, und nicht wie heute am Reissbrett der 08/15 Belanglosigkeit im Gleichschritt der Uniformität entworfen. Es gab große Künstler, Stars die zu Legenden wurden. Hendrix, Presley, Lennon, Morrisson. Gruppen, die Stadien füllten... Queen, Stones, Dire Straits, Purple, Zeppelin, usw... Selbst Deutschland brachte musikalische Revolutionen ihrer Zeit hervor... NDW, Kraftwerk, Neubauten... vergessene Perlen wie Anyones Daughter, Eloy, Tangerine Dream... da tobten sich allüberall musikalische Querdenker und auch Hitschreiber aus, brachten Musik mit Gehalt hervor (die vorstehend aufgeführten Beispiele ließen sich fast endlos fortsetzen, würden hier aber den Rahmen sprengen) und bewegten auch die Hörer so sehr, dass Plattenfirmen und ihre Künstler gut im Futter standen und eine gesunde Symbiose zwischen Konsument und Hersteller herrschte.

Musik heute

Schnelllebige Charts gecasteter Medienbriketts, die so schnell verheizt und fallengelassen werden wie die berühmte heiße Kartoffel. Musiksendungen? Ein Witz! Castingbrei ersetzt das Füllhorn der vielschichtigen Musik von einst. Wo früher Ausgewogenheit, Fairneß und Gelassenheit herrschten, regiert heute der telemediale Bodensatz in Form von uniformiert denkenden, handelnden und gleichgeschalteten Mediengeiern, die einem blondierten Rüpelrülpser aus Tötensen das Prädikat "Poptitan" überstülpen und ihn frühreife Mädchen und halbstarke Vollhonks begeifern lassen, der sich aus dieser Bilge an Nichtskönnern das talentloseste Individuum ausklabustern darf, um es dann hinterher dazu zu nötigen, die Ohren des ungeschützten Zusehers mit Billigretortengeklimper aus der Kirmesbude und Kreissägengekreische zum Bluten zu bringen. Und das Schlimmste hierbei ist, dass es noch etliche Millionen hirfreier ungecasteter Spackos da drausßen gibt, die sich von der Retortenmaschinerie und dem Medienhype blenden lassen, mit "Hirn ab zum Gesang!" auf die Castingbühne hechten und ungeschützten Oralverkehr mit wehrlosen Mikrofonen haben, denen sie ihr Ersprochenes überstülpen und sich mit Gehampel, dass entfernt an einen Veitstanz mit nem Hering in der Hose erinnert und von ihnen grossspurig als "Dance Moves" bezeichnet wird, im Kasperletheater Fernsehen zum Affen machen. Hallelujah!

Es gäbe noch etliche Bereiche, die zu beleuchten es wert wären und sich einer näheren Betrachtung anböten. Seien es die Talkshows von früher, als man Politikern und Fachleuten in "Fragen zur Zeit" journalistisch und investigativ auf den Zahn fühlte, oder der "Internationale Frühschoppen" mit Werner Höfer, der sich hornbebrillt und Zigarre quarzend am Sonntagvormittag über seinen Rotwein hermachte, während er seine ebenfalls qualmenden und bechernden Gäste mal freundlich, mal bestimmt befragte und sich immer eine angenehme Gesprächs- und Streitkultur entwickelte. Oder seien es Reihen wie "Der phantastische Film", "Das kleine Fernsehspiel", "Aktenzeichen XY ungelöst", "Vorsicht Falle" usw., die mal unterhaltend, mal informativ gehaltvolles Programm lieferten. Oder Kinderserien wie die "Rappelkiste", die "Sesamstraße", "Das feuerrote Spielmobil", "Neues aus Uhlenbusch", Zeichentrickklassiker wie "Tom und Jerry", "Maja" oder "Captain Future", Lehrreiches für Kinder wie "Es war einmal... der Mensch"... Es gäbe soviel aus der alten Zeit, daß es wert wäre, sich genau zu betrachten. Für solch einen Sender, der sich auf die wirklich nostalgisch-wertvollen Perlen der Fernsehfrühzeit stürzt, wäre sogar ich gerne bereit, meinen Obulus zu entrichten.

Doch dies ist Wunschdenken. Werte dieser Art sind längst verloren. Quote bestimmt das Programm. Style over Substance regiert. Und das Fernsehen wird zum Spiegel der Gesellschaft, die sich wiederum aus dem speist, was sie zum Verzehr vorgesetzt bekommt. Oberflächlichkeit ist längst überall eingezogen. In der Musik röchelt der Möchtegerngangsta aus der Ghettobronx von Unterfurzbach der hörigen handyverwachsenen, klingeltonverseuchten Jugend etwas von seinen Bitches, Homies und Mothafockas vor - der Slang ist cool und wird übernommen, Gespräche finden nonverbal über die LOL Funktion im Facebooknirvana statt - gleichzeitig wird dem geistig vollkommen ungeforderten telemedialen Weichbreilutscher der nächste Gehirnfurz in die hohlraumvesiegelte Kalthirnschale gebügelt, indem er vorgesetzt bekommt, was nun hip und trendy ist, wie er sich zu kleiden hat um "stylish" in der "Community" zu "chillen"... denn es kann sich schließlich keiner erlauben aufzumucken ob solch gequirltem Dünnschiß wie "Heidi Dumms next Flop Model", wo klapprige Hungerhaken - die man beim Fönen anbinden muß, damit sie nicht davonwehen - von einer abgehalfterten Schabracke gesagt bekommen, daß sie immer noch zu fett sind. Und wenn dann dieser Akt vollzogen ist, kommt sogleich der nächste Level: Kochshows, die kein Mensch braucht, aber alle glotzen, weil keiner mehr selbst kochen kann. Früher hab ich mir bei den tanzenden Nacktschnecken im Musikladen im Rhythmus zu "Funky Town" von Lipps Inc. einen von der Palme gewedelt... heute guck ich mir Lafer Lichter Lecker an und freß dazu Dosenravioli. Ausser dem Zielorgan hat sich also nix verändert?! Denkste.

Der völlige Verfall von Werten und Wissen ist es, der mich ob des Fernsehens so wütend macht. Und deshalb bin ich froh darüber, dass es noch vereinzelt kleine gallische Dörfer gibt, die sich erfolgreich und standhaft wehren gegen die uniforme Einheitsdröselei und aufbegehren in Don Quixot´scher Manier gegen die barbarischen Windmühlenflügel prä-steinzeitlicher Fernsehredakteure und Programmverantwortlicher und ihren Verbrechen an der Würde und dem Wissen ihres Publikums... der ZUSCHAUER! Eines dieser Dörfer ist Harald Lesch im ZDF. Mit seinem "Abenteuer Forschung" zum Beispiel wehrt er sich gegen die Übermacht des telemedialen Wahnsinns. Und er hat Mitstreiter... und so mancher möge sich bekehrt fühlen, wenn er sich nur offen genug zeigt und seinem Hirn bereit ist gute Nahrung zu geben... schalt mal wieder ab - und lies ein Buch!

Ich möchte meinen kleinen Ausflug in den Wahn, der mich umgibt abschließen mit ein oder zwei Gedanken, die mich global zu dem Thema umtreiben. Es macht mich betroffen, wenn ich alle kleinen Feuer sehe und mir vor Augen führe, dass der Flächenbrand nicht mehr weit ist. Werteverfall in der Gesellschaft, Oberflächlichkeit und Ablästern statt Toleranz und Wissen im TV, Heranzüchten von hirn- und gesichtslosen Konsumenten, die möglichst auch noch den letzten Dreck in sich reinstopfen und kaufen, weils ihnen vom Fernsehen vorgesagt wird, Dummheit statt Intelligenz wird gefördert und kein Aufbegehren in Politik und Gesellschaft ob dieser maroden Zustände... wohin führt dieser Weg, wenn er zu Ende ist? Und warum halten wir sehenden Auges immer noch Kurs Richtung Abgrund? Hat uns das Fernsehen so sehr abgestumpft, daß uns selbst unsere eigene Zukunft inzwischen egal ist?! Irgendwo macht mir das Angst.

Das wollte ich nur mal gesagt haben.

PS: Zum Abschluß noch ein Zitat meines Lieblings"Comedians", Jochen Malmsheimer, dessen folgende Worte einfach wie Arsch auf Eimer passen zum Gesagten und zur gewählten Threadüberschrift: "Früher war nicht alles besser, aber früher war vieles GUT. Und das wäre es auch heute noch... WENN MAN ES IN RUHE GELASSEN HÄTTE!"


Zuletzt von Flachzange V 2.1 am Sa 18 Mai 2013 - 3:40 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Kommentare

Ronja
Stark Flachzange, den Text find ich super... Fernsehen im Spiegel der Zeiten (reloaded) 2163631320
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